Herzlich willkommen
Unsere Kirchengemeinde lebt in einer Stadt und in Gebäuden, die bis auf den heutigen Tag sehr von der Zeit der Reformation geprägt sind. Wir sind zu Hause in zwei Kirchen: der Stadtkirche St.Marien, die mit dem höchsten Turm von Torgau weit ins Land grüßt und seinerzeit als Hofkirche fungierte. In ihr wurden prunkvolle Hochzeiten gefeiert und wichtige Persönlichkeiten begraben, so die geliebte Gemahlin Johanns des Beständigen Herzogin Sophie von Mecklenburg. Zu ihrem Gedenken ließ der Kurfürst Lucas Cranach d.Ä. ein Altarbild mit den "14 Nothelfern" malen. Auch Katharina Luther geb. von Bora liegt in der Stadtkirche begraben. Die andere Kirche ist die berühmtere: die von Martin Luther am 5.10.1544 höchstpersönlich in Dienst genommene Schlosskapelle auf Schloss Hartenfels, der erste protestantische Kirchenneubau überhaupt. Im Gebäude der "Alten Superintendentur" in der Wintergrüne 2, die 1529 als erste ihrer Art eingerichtet wurde und in der 1530 die "Torgauer Artikel" von Luther, Melanchthon, Jonas und Bugenhagen in Vorbereitung des Reichstages in Augsburg verfasst wurden, befinden sich heute unsere Gemeinderäume.
Unsere Gemeinde gehört mit ihren ca. 1850 Mitgliedern zum Kirchenkreis Torgau-Delitzsch, dem einzigen Kirchenkreis der EKM (Evangelische Kirche Mitteldeutschlands) auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen.
Wir sind eine traditionelle Gemeinde mit Kinder-, Konfirmanden-, Jugend-, Erwachsenen und Seniorenkreisen. Einen besonders hohen Stellenwert hat bei uns die Kirchenmusik. Unsere Kantorin ist die 26. Nachfolgerin des "evangelischen Urkantors" Johann Walter, der 1526 in Torgau mit sangesfreudigen Bürgern eine Stadtkantorei gründete, die zum Vorbild des evangelischen Kantoreiwesens werden sollte. Noch heute singen (nicht nur) Torgauer in der Johann-Walter-Kantorei und im Kinderchor und helfen mit, die Tradition zu bewahren und lebendig zu halten. Dazu trägt auch das jährlich neu aufgelegte umfangreiche Konzertprogramm in unseren Kirchen bei.
Von Kurfürst Johann Friedrich, dem zeitlebens großen Unterstützer der Reformation, hat unsere Gemeinde das Leitmotiv übernommen: "Verbum Domini Manet In AEternum (VDMIAE) - Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit." (nach Jesaja 40,8)
Wir freuen uns über Ihr Interesse und bieten Ihnen auf dieser hompage weitere Informationen an. Natürlich würden wir uns auch über eine persönliche Begegnung freuen - wir laden Sie herzlich dazu ein!
Pfarrerin Christiane Schmidt
Andacht
Zwischen Relevanz und Vergeblichkeit
Manchmal frage ich mich, ob es sinnvoll ist, was ich tue: Hat es Sinn, viel Zeit und Energie in die Arbeit mit Jugendlichen zu investieren, wenn sie doch nach der ersten Steuererklärung ihres Berufslebens aus der Kirche austreten? Hat es Sinn, Gottesdienste mit fünf BesucherInnen zu feiern? Hat es Sinn, viel Geld in Kirchen und Orgeln zu stecken, wo doch keiner da ist, der die Orgel spielt, und keine Gottesdienste mehr stattfinden? Hat es Sinn, für den Frieden und überhaupt zu beten? Hat es Sinn, der Welt das Evangelium, die Frohe Botschaft zu predigen, wenn sie es doch offensichtlich nicht hören will? Hat es Sinn, in unserem Gemeindeblatt Andachtstexte wie diesen zu schreiben? Liest ihn jemand?
Vielleicht stellen Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich ab und zu ähnliche Fragen, und es gibt sicherlich verschiedene Möglichkeiten, darauf zu antworten. Es kommt dabei sehr auf den eigenen Standpunkt an und auf die Erwartungen, die man an sich selbst und an andere stellt. Auch der Umgang mit der Sinnfrage und mit dem Nachdenken über Relevanz oder Vergeblichkeit unseres Tuns ist sehr unterschiedlich: manche machen sich darüber gar keine Gedanken und leben so in den Tag hinein, andere grübeln und zweifeln und machen sich anhaltend viele Gedanken und manche werden gar darüber krank und verlieren die Freude am Leben, weil doch alles vergeblich zu sein scheint.
Ich weiß nicht, ob es Sie tröstet, aber solche Gedanken sind uralt und haben Menschen schon immer beschäftigt. So schreibt der weise Prediger Salomo im 3./2.Jahrhundert vor Christus: „Es ist alles ganz eitel (vergeblich), sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel. Was hat der Mensch für Gewinn von all seiner Mühe, die er hat unter der Sonne? Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt immer bestehen. Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, dass sie dort wieder aufgehe … Alle Wasser laufen ins Meer, doch wird das Meer nicht voller; an den Ort, dahin sie fließen, fließen sie immer wieder. Alles Reden ist so voll Mühe, dass niemand damit zu Ende kommt. Das Auge sieht sich niemals satt, und das Ohr hört sich niemals satt. Was geschehen ist, eben das wird hernach sein. Was man getan hat, eben das tut man hernach wieder, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Geschieht etwas, von dem man sagen könnte: »Sieh, das ist neu«? Es ist längst vorher auch geschehen in den Zeiten, die vor uns gewesen sind.“
„Nichts Neues unter der Sonne“ – dieser Vers ist eine Erkenntnis, die uns auch heute regelmäßig über die Lippen kommt – oft als Seufzer, weil wir uns ärgern, dass die Menschheit nichts dazuzulernen scheint, sondern immer wieder in die traurigen Verhaltensmuster verfällt, die Schmerz und Unglück verursachen. Man kann diesen Ausruf aber auch als Trostspruch hören, denn er beschreibt den Kreislauf des Lebens, der immer wieder neu anfängt. Und wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, können wir die zarten, aber starken Hoffnungszeichen entdecken: wenn sich ein Löwenzahn durch eine Asphaltschicht zwängt, wenn ausgerechnet über der Mülldeponie eine Feldlerche ihr fröhliches Lied singt, wenn verfeindete Menschen vorsichtige Schritte aufeinander zu machen.
Ja, es gibt Hoffnung! Solange noch jemand da ist, der ein Loblied auf Gott und seine Schöpfung anstimmt, solange Menschen sich Gedanken machen um den Erhalt unserer Welt und um den Sinn bzw. Unsinn ihres Tuns und daraus die richtigen Schlüsse ziehen, sind unsere Bemühungen nicht vergeblich. Ob das Ergebnis immer unseren Wünschen entspricht, ist dabei allerdings eine ganz andere Frage...
Der weise Prediger Salomo (3,12+13) zieht übrigens ein erstaunliches Resumee, das uns eine gute Empfehlung sein kann: „Da merkte ich, dass es nichts Besseres (dabei) gibt, als fröhlich zu sein und es gut zu haben im Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes“.
In diesem Sinne wünscht Ihnen einen segensreichen und unbeschwerten Sommer –
Ihre Pfarrerin Christiane Schmidt!
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